Die Selbstkritik - gemischter Chor
Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich,
so hab' ich erstens den Gewinn,
daß ich so hübsch bescheiden bin;Zum zweiten denken sich die Leut´,
der Mann ist lauter Redlichkeit;
auch schnapp' ich drittens diesen Bissen
vorweg den andern Kritiküssen;Und viertens hoff' ich außerdem
auf Widerspruch, der mir genehm.
so kommt es denn zuletzt heraus,
daß ich ein ganz famoses Haus!– Wilhelm Busch (1832-1908)
Die Vertonung des humoresken Gedichtes Die Selbstkritik von Wilhelm Busch entstand im Auftrag des Konzertchors ConVoice für eine Uraufführung als Wettbewerbsbeitrag zum Chorwettbewerb des Chorverbands Nordrhein-Westfalen.
Musikalisch bewegt sich der Satz innerhalb der aktuell sehr beliebten Stilistik des A capella-Pop; der Tenor ist führende Stimme in den Strophen, das Begleitgefüge wird hauptsächlich von Scat-Silben und Vokalisen getragen. Der Chorsatz durchbricht jedoch stellenweise diese Satztechnik und spielt durch Imitationen und fugierte Einwürfe auf klassische Chorstile an. Als Wettbewerbsbeitrag sollte der Chorsatz durchaus eine Herausforderung für den ausführenden Chor darstellen, daher ist der technische Anspruch im mittleren bis gehobenen Bereich innerhalb der Pop-Stilistik einzuschätzen.
Die Tonsprache versucht durch stetes Changieren zwischen Moll- und Dur-Abschnitten die ironische Note der Textvorlage von Wilhelm Busch aufzugreifen, durch kommentierende Einwürfe der anderen Stimmen auf die Führungsrolle des Tenors wird diese Ironie dramaturgisch verstärkt.